Japan jenseits der Hochglanzbroschüren – so würde ich meine letzte Reise ins Land der aufgehenden Sonne wohl am ehesten beschreiben. Natürlich habe ich auch das eine oder andere bekannte Postkartenmotiv gesehen. Vielmehr ging es mir jedoch darum, die stilleren, oft übersehenen Orte zu finden. Orte, an denen Japan noch etwas ursprünglicher, leiser und vielleicht auch ehrlicher wirkt.
Statt Shoppingmeilen und Skyline standen diesmal Natur, Handwerkskunst und Geschichte im Fokus. Vom Nebel in den Bergen Hakones über den Besuch bei einem traditionellen Katana-Schmied bis zu den Gassen von Kurashiki und dem heißen Dampf von Dogo Onsen – diese Reise war eine Begegnung mit Japans sanfter, tieferer Seite.
Hakone – zwischen Nebel, Natur und Wasser
Nach meinem Aufenthalt in Tokio ging es weiter nach Hakone, das nur etwa 90 Minuten entfernt ist, sich aber wie eine ganz andere Welt anfühlt. Mit dem praktischen Hakone Free Pass, der bei unseren Reisen inklusive ist, startete ich meine kleine Rundtour: Erst fuhr ich mit der Tozan-Bahn im Zickzack durch dichte Wälder, dann ging es mit der Seilbahn hinauf zur dampfenden Schwefellandschaft Owakudani.
Die dort angebotenen „schwarzen Eier“, die in der heißen Erde gekocht werden, sollen sieben Jahre länger leben lassen – ob das stimmt, sei dahingestellt. Besonders war jedoch der Moment, in dem ich bei klarem Himmel vom Boot aus den Fuji-san über dem Ashi-See sah.
Am Abend wartete ein traditionelles Ryokan mit privatem Onsen und einem feinen Kaiseki-Menü auf mich. Hakone ist kein Ort, um schnell einen Haken auf der Karte zu setzen, sondern um zur Ruhe zu kommen und einzutauchen.
Handwerk mit Herz – beim Katana-Schmied
Ein echtes Highlight war der Besuch bei einem Katana-Schmied. Der Geruch von Metall und Kohle, das gleichmäßige Hämmern und die Ruhe in der Werkstatt hatten fast etwas Meditatives.
Hier geht es nicht nur um Schwerter, sondern um ein uraltes Handwerk, das mit viel Geduld, Präzision und Respekt ausgeübt wird. Ich durfte sogar kurz selbst mit anpacken – eine Erfahrung, die mich tief beeindruckt hat.
Dogo Onsen – Baden wie vor Jahrhunderten
Nach der Hitze der Schmiede war das heiße Wasser des Dogo Onsen genau das Richtige. Das Badehaus in Matsuyama gilt als das älteste Japans – und fühlt sich auch so an.
Die Atmosphäre ist ruhig, beinahe ehrfürchtig. Ich lag im dampfenden Wasser, umgeben von Holz, mit leisen Stimmen im Hintergrund. Keine Handys, keine Hektik. Nur Wärme, Wasser und ein Gefühl von innerer Ruhe.
Kurashiki – Vergangenheit zum Durchschlendern
Kurashiki war für mich eine echte Überraschung. Die weißen Kaufmannshäuser am Kanal, die kleinen Brücken, die Cafés und Galerien – alles wirkte wie aus der Zeit gefallen, ohne kitschig zu sein.
Ich bin einfach losgelaufen: durch enge Gassen, vorbei an alten Booten, in kleine Läden, Ateliers und Werkstätten. Kurashiki ist kein Ort, den man einfach abhakt, sondern einer, den man auf sich wirken lässt. Es ist still, schön und voller Atmosphäre.
Es war mehr als eine Reise. Diese Reise war kein Abarbeiten einer Checkliste, sondern ein Eintauchen. Es ging nicht darum, ständig weiterzuhechten, sondern bewusst zu erleben. Von den nebelverhangenen Bergen Hakones über das rhythmische Hämmern der Schmiede bis zu den stillen Straßen Kurashikis – Japan hat mir eine andere Seite gezeigt. Und genau dorthin möchte ich bald wieder reisen.

