Albanien – Eine Reise zwischen Geschichte, Gastfreundschaft und türkisblauem Meer

Saranda_Header

Verfasst von Michel Smidt am 07.07.2025

Nur zwei Stunden Flug – und schon stehen wir in einem Land, das sich gerade vom unterschätzten Balkan-Geheimtipp zur echten Lieblingsdestination entwickelt. Der Flughafen liegt irgendwo zwischen Tirana und Durrës – klein, charmant chaotisch, wunderbar effizient. Kaum ausgestiegen, sitzen wir schon im Bus Richtung Hauptstadt. 30 Minuten später stehen wir auf dem zentralen Skanderbeg-Platz – direkt vor unserer Unterkunft. Besser hätte unser Einstieg nicht laufen können.

Tirana ist keine klassische Schönheit, aber genau das macht sie interessant. Die Stadt ist bunt, laut, ein bisschen wild – und trotzdem erstaunlich sympathisch. Unser erster Rundgang führt uns zurück zum Skanderbeg-Platz, benannt nach dem Nationalhelden Albaniens. Hier trifft osmanische Geschichte auf sozialistische Denkmäler und moderne Glaspaläste. Besonders die Et’hem-Bey-Moschee überrascht: schlicht von außen, farbenprächtig und fast poetisch im Inneren. Danach geht’s zur berühmten Pyramide von Tirana – ein Betonmonument aus der Hoxha-Zeit, das heute als Kletter- und Fotospot dient.

Auch die neue Große Moschee beeindruckt mit ihrer modernen, schneeweißen Architektur. Im hippen Blloku-Viertel – früher Sperrbezirk der Parteifunktionäre – reiht sich heute ein trendiges Café ans nächste. Hier spürt man das junge, moderne Albanien: kreativ, wach und ziemlich stylisch.

Ein absolutes Muss ist das Bunk’Art 2 – ein ehemaliger Atombunker mitten im Stadtzentrum, heute ein packendes Museum zur sozialistischen Diktatur. Und ja, Albanien hat über 170.000 Bunker – weil Diktator Enver Hoxha überzeugt war, dass jedes Land ihn angreifen wollte. Auch vom Mars, wahrscheinlich. Beziehungen zur Sowjetunion, Jugoslawien und China? Alle nacheinander abgebrochen. Am Ende war Albanien so isoliert, dass es rückblickend oft als „Nordkorea Europas“ bezeichnet wird.

Was uns wirklich überrascht: wie sicher wir uns fühlen. Unser Guide sagt trocken: „Die albanische Mafia ist bei euch. Hier seid ihr in Ruhe.“ Und tatsächlich – offene Menschen, freundliche Begegnungen und überall ein Lächeln. Wer Klischees sucht, wird enttäuscht. Wer echte Gastfreundschaft erleben will – willkommen!

 

Unser nächster Halt ist Berat – eine Stadt wie aus dem Märchenbuch. UNESCO-Welterbe, osmanische Architektur und ein Meer aus Fenstern: Nicht umsonst heißt sie die „Stadt der tausend Fenster“. Die weiße Altstadt schmiegt sich an die Hügel, und über allem thront die Burg von Berat. Der Aufstieg über das Kopfsteinpflaster lohnt sich: Oben wartet ein traumhafter Ausblick über das Osum-Tal und die Dächer der Stadt.

Besonders charmant sind die verwinkelten Gassen, in denen man sich gern verliert – vorbei an Steinhäusern, Galerien und kleinen Restaurants mit Terrassenblick. Berat überrascht uns mit seiner Ruhe, seiner Authentizität und seiner märchenhaften Atmosphäre. Wer hier nicht kurz die Zeit vergisst, ist selbst schuld.

Weiter geht’s ans Meer – ans Ionische, um genau zu sein. Unser Ziel: Ksamil. Nur 20 Minuten von Saranda entfernt liegt dieses kleine, fast dörfliche Paradies direkt an der Grenze zu Griechenland. Von hier aus sieht man die griechische Insel Korfu, die man per Fähre bequem von Saranda erreichen kann.

Unsere Unterkunft wird von einer albanisch-griechischen Familie geführt – herzlich, familiär, mit sensationellem Frühstück: alles hausgemacht und mit Liebe serviert. Die Strände in Ksamil zählen zu den schönsten in Albanien – kristallklares Wasser, weißer Sand, versteckte Buchten. Einige sind gut besucht, andere wunderbar ruhig – hier findet jeder sein Plätzchen zum Entspannen.

Nach ein paar Tagen Sonnenbaden und Müßiggang zieht es uns doch wieder los. Von Saranda aus – das man in 20 Minuten mit dem Bus erreicht – starten wir zu einem geführten Tagesausflug. Erste Station: die Burg von Lëkurësi, mit einem Panorama, das uns kurz sprachlos macht. Danach besuchen wir das albanisch-orthodoxe Kloster des Heiligen Nikolaus – ein ruhiger Ort mit viel Geschichte und Atmosphäre.

Weiter geht’s zum „Blauen Auge“ – Syri i Kaltër, einer tiefblauen Karstquelle, die aussieht, als hätte Photoshop persönlich Hand angelegt. Auch das umliegende Tal ist wunderschön: kleine Flüsse, grüne Ufer, eine Idylle wie aus einem Fantasyfilm. Zugegeben: kein Geheimtipp mehr – aber trotzdem absolut sehenswert.

Letzter Stopp an diesem Tag ist Gjirokastra, die „Stadt der Steine“ – UNESCO-Weltkulturerbe Nummer zwei. Die Stadt wirkt wie ein historisches Freilichtmuseum: traditionelle Steinhäuser, steile Pflasterstraßen, eine imposante Burg. Wir bummeln durch die Gassen und merken schnell: Hier hätten wir locker auch übernachten können. Gjirokastra hat Charakter, Tiefe und einen ganz eigenen Zauber.

Am nächsten Tag steht dann noch der Besuch von Butrint auf dem Plan – UNESCO-Welterbe Nummer drei und eine der bedeutendsten archäologischen Stätten des Balkans. Nur wenige Kilometer von Ksamil entfernt erlebt man hier Geschichte zum Anfassen: griechische Tempel, römische Bäder, byzantinische Basiliken – eingebettet in eine traumhafte Lagunenlandschaft. Der Mix aus Natur und Historie ist eindrucksvoll – man wandert durch Jahrtausende, begleitet von Vogelgezwitscher und gelegentlichem Froschquaken.

Unsere letzte Station ist Durrës, direkt an der Adriaküste gelegen. Die zweitgrößte Stadt Albaniens ist quirlig, urban und lebt vor allem am Wochenende richtig auf – besonders, wenn halb Tirana bei 35 Grad zum Abkühlen an den Strand flüchtet. Die neu gestaltete Promenade ist perfekt zum Flanieren: Restaurants, Cafés und Eisstände reihen sich aneinander, das Meer glitzert, die Stimmung ist entspannt. Ein gelungener Abschluss für unsere Reise.

Was bleibt? Eine große Portion Überraschung. Albanien ist ein Land der Kontraste – zwischen Mittelmeeridylle, kommunistischer Geschichte und jungem Aufbruch. Es ist sicher, gastfreundlich, landschaftlich atemberaubend und kulturell tiefgründig.

Albanien ist noch immer ein Geheimtipp – aber wahrscheinlich nicht mehr lange. Wer Kultur, Natur, Strand und ehrliche Begegnungen sucht, wird hier fündig. Es war eine Reise, die uns nicht nur neue Orte gezeigt, sondern auch viele Vorurteile widerlegt hat.

Kurz gesagt: Wir kommen wieder. Und können nur jedem empfehlen, Albanien selbst zu entdecken – bevor es alle tun.

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