Mit dem Camper durch die Sierra Nevada in Kalifornien

Geoplaner Sebastian und Nadine in den USA

Geoplaner Sebastian und Nadine machen mobil

Verfasst von Sebastian Glowacki am 06.10.2020

Wer das erste Mal in den Südwesten der USA reist, kommt später nochmal wieder. Zu viele Sehenswürdigkeiten, zu viele Anreize werden geboten, sodass es unmöglich ist, sie alle während einer Tour zu entdecken. Mitunter beeindrucken Landschaften gar so sehr, dass der Verstand das Gesehene nicht zu begreifen imstande ist und gar ein erneuter Besuch bereits bekannter Orte gewünscht wird – Langeweile kommt gewiss nicht auf.

Erste Etappe von San Francisco bis zum Lake Tahoe

Für mich ist es das zweite Mal, dass ich die Sierra Nevada in Kalifornien zwischen San Francisco und Las Vegas abfahre. Jedoch habe ich mir nun die Ostseite der Bergkette vorgenommen. Im Gegensatz zur Westflanke ist diese meist weniger stark besucht, da viele Reisebusse die beiden Nationalparks Yosemite und Sequoia im Westen ansteuern.
Anders als bei der ersten Tour, wählen meine Partnerin und ich dieses Mal ein kleines Wohnmobil für die Fahrt. Wir sind gespannt, haben wir unsere bisherigen Rundreisen doch stets per Mietwagen durchgeführt.
Am frühen Morgen werden wir vom Wohnmobilvermieter an unserem Flughafenhotel in San Francisco abgeholt, die Vermietstation befindet sich gut eine Stunde (dem stockenden Berufsverkehr sei Dank) entfernt. Dort angekommen, sind wir ein wenig erstaunt ob des behelfsmäßig anmutenden „Bürogebäudes“. Doch das freundliche Personal und das uns zugewiesene Wohnmobil lassen aufkeimende Bedenken direkt wieder im Ansatz verschwinden.
Bewusst haben wir uns für ein kleines Modell entschieden, um bei der Auswahl der Straßen und Parkplätze möglichst flexibel zu sein. Nach einer Einweisung und dem Verstauen unserer Koffer machen wir uns auf den Weg zu unserem ersten Ziel: Wir steuern einen Walmart an, decken uns mit Proviant ein, natürlich in den für die USA typischen Haushaltsgrößen XL bis XXXL. Wozu die Milch in den Literkarton zwängen, wenn es auch gleich drei Liter sein können?
Unsere Route führt uns entlang ehemaliger Goldgräberstätten nach Osten in die Berge. Einige davon lohnen für einen kurzen Zwischenstopp, wie in unserem Fall Placerville für einige Fotos und einen Burger. Dann sehen wir bei der Weiterfahrt, wie sich die Vegetation langsam verändert; am Horizont beginnen die Berge der Sierra Nevada den Dunst in der Luft zur durchstoßen.
Die letzten Kilometer führen an steilen Hängen entlang hinab in ein Tal, in dessen Mitte, umgeben von Wäldern, der Lake Tahoe auf uns wartet. Unser Camingplatz liegt direkt an der Uferstraße des Sees, ist jedoch groß genug, um vermeintlichen Verkehrslärm im Geäst der Bäume zu schlucken. Unser kleiner Camper geht neben den kolossalen "Privatdörfern auf vier Rädern" der einheimischen Konkurrenz gnadenlos unter. Das schmälert unsere Freude auf das kommende, kühle Bier inmitten der friedlichen Kulisse aber keineswegs.
Am nächsten Morgen sind wir bereits früh auf den Beinen, die Luft ist frisch, schließlich liegt der See nur knapp 2 km über dem Meeresspiegel. Entlang der Ufer steuern wir Sand Harbor Beach an. Hier zeigt sich uns der Lake Tahoe von seiner schönsten Seite: Es ist nahezu windstill und die Wasseroberfläche gleicht einem halbdurchlässigen Spiegel. Die Ufer leuchten in unterschiedlichen Blau- und Grüntönen. Eingerahmt von grauen Berggipfeln ergeben sich prächtige Kontraste. Wir sind verzaubert und genießen diesen fantastischen Ort in vollen Zügen. So früh am Morgen und abseits der Hauptsaison herrscht eine angenehme Stille.

Auf dem Weg zurück zum Campingplatz halten wir in South Lake Tahoe an einem Restaurant der Applebee‘s Kette. Wir schlüpfen im Camper in restauranttaugliche Kleidung und stillen unseren Hunger. Praktisch, dass wir nicht erst ins Hotel fahren mussten, um uns umzuziehen.

Zweite Etappe vom Lake Tahoe zum Mono Lake

Über viele Steigungen und Gefälle fahren wir heute entlang der Gebirgskette Richtung Süden. Aufgrund einer Brückensperre sind wir gezwungen, einen Umweg von über einer Stunde in Kauf zu nehmen. Was anfangs die Laune in den Keller treibt, entpuppt sich wenig später zu einem wahren Glücksfall. Die Umgehungsroute entschädigt mit traumhaften Ausblicken entlang einsamer Straßen, die sich in einer unendlich wirkenden Landschaft verlieren.
Unser erstes Ziel ist die Geisterstadt Bodie. Das trockene Klima hat die ehemalige Minenstadt konserviert und somit nahezu ein original erhaltenes Freiluftmuseum erschaffen. Einige Häuser stehen schief im Wind, vom Rost braun gefärbte Autos fristen ein einsames Dasein und durch die Fenster einer Schule lässt sich ein alter Globus erkennen. Obwohl seit Jahrzehnten verlassen, atmet dieser Ort auf seltsame Weise noch immer Leben.

Wir fahren weiter zum Mono Lake. Hierbei handelt es sich um einen Salzsee, an dessen Ufern sich seltsame Gebilde aus Kalk gebildet haben, die den gesamten Ort wie einen fremden Planeten anmuten lassen.
Wir übernachten in dem kleinen Ort Lee Vining in der Nähe des Sees.

Dritte Etappe von Lee Vining bis Lone Pine

Während wir uns unserem Ziel Lone Pine nähern, türmt sich vor uns die massiv wirkende Silhouette des Mount Whitney aus der Sierra Nevada auf. Mit 4.421 m ist er der höchste Berg der Festland-USA außerhalb Alaskas. Unser Campingplatz in Lone Pine bietet gar einen Pool, den wir auch sogleich nutzen, um uns vor der nächsten Wanderung zu erfrischen.
Wir fahren in die unweit gelegenen Alabama Hills. Vor dem Panorama der Bergkette hat sich ein gigantischer Abenteuerspielplatz gebildet. Verschiedenste Gesteinsformationen, kleine Schluchten und Felsbögen warten darauf, erkundet zu werden. Die Wanderwege sind dabei nicht zu lang und gut zu schaffen. Die Bilderbuchwesternlandschaft stellte bereits in mehreren Filmen die Kulisse, darunter auch Quentin Tarantions "Django Unchained".
Laut Reiseführer soll es hier ein Felsloch geben, welches die Form eines Herzens besitzt. Zwischen mir und meiner Partnerin entbrennt auf der Wanderung ein Kampf darüber, wer es zuerst entdeckt. Den Sieg kann am Ende eindeutig ich für mich beanspruchen. Meine Gefährtin behauptet bis heute, die Niederlage nicht eingestehen wollend, die Herzform sei nicht zu erkennen…

 

Vierte Etappe von Lone Pine bis zum Death Valley

Wohlwissend, welch hohe Temperaturen am heißesten Ort der USA auf uns warten, machen wir uns an diesem Morgen früh auf den Weg. Das Death Valley mag auf den ersten Blick trostlos erscheinen, überrascht aber mit seiner Vielfältigkeit.

So halten wir zunächst an den Mesquite Sand Dunes. In der Ferne entdecke ich einsame Sandsurfer, die zunächst die höchsten Dünen erklimmen, um anschließend auf Ihren Brettern die Hänge hinabzugleiten. Fest entschlossen steuern wir selbiges Ziel an. Die rasch steigenden Temperaturen und die pralle Sonne, vor allem jedoch das anstrengende Laufen auf den Sanddünen fordern jedoch auf halber Strecke ihren Tribut, sodass wir uns entscheiden, wieder umzukehren. Traurig sind wir jedoch nicht, entschädigen die Dünen doch bereits hier mit märchenhaften Anblicken.
Als nächstes steuern wir das Badwater Basin an. Die ausgetrocknete Senke eines ehemaligen Salzsees liegt 85 m unter dem Meeresspiegel. Wir laufen weit hinaus, bis wir auf die berühmten Salzkacheln treffen, deren helle Färbung im gleißenden Sonnenlicht die Augen blendet, sodass hier eine Sonnenbrille unbedingt Pflicht ist.
Zurück im Camper, freuen wir uns über erfrischende Getränke aus dem Kühlschrank und haben Mitleid mit den anderen Besuchern, die bei über 35°C nur die aufgewärmten Wasserflaschen aus Ihren Autos zur Verfügung haben.
Schließen besuchen wir noch den Zabriskie Point im Death Valley. Sein gelbes Gestein beschert uns einen letzten unerwarteten Anblick im Tal des Todes, ehe wir uns auf den Weg nach Las Vegas machen. Hier wird uns dann das komplette Kontrastprogramm zu den letzten Tagen erwarten, ehe es weiter geht zu den berühmten Canyons von Arizona und Utah.

 

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