Taiwan und ich – das ist mittlerweile eine kleine Liebesgeschichte. Schon öfter habe ich die Insel besucht, meist zog es mich in das lebendige, niemals schlafende Taipeh mit seinen Nachtmärkten, Hochhäusern und Bubble-Tea-Ständen an jeder zweiten Ecke. Aber im November 2024 war mir mal nach etwas anderem. Weniger Neon, mehr Natur. Und wie immer hat Taiwan nicht enttäuscht.
Mein erstes Ziel: Wulai, ein kleines Bergdorf südlich von Taipeh. Schon die Anreise ist Teil des kleinen Abenteuers – mit der U-Bahn an den Großstadtrand, dann weiter mit dem Bus, der sich in Serpentinen in die Berge windet. Dort unten im Tal fließt ein Fluss, der besonders ist: Heißes Quellwasser mischt sich mit dem klaren Bergwasser und bei Niedrigwasser graben sich Einheimische wie Besucher kleine Kuhlen ins Kiesbett – ihre ganz persönliche Badewanne, direkt in der Natur. Leider meinte es das Wetter nicht gut mit mir – obwohl die Regenzeit offiziell vorbei war, kam der ein oder andere Regenguss vom Himmel. Der Fluss war randvoll, Baden für mich unmöglich. Einige Verrückte taten es dennoch. Aber bei 23 Grad Außentemperatur ließ sich das Leben trotzdem gut aushalten. Ein Highlight waren die bunten Touristenbahnen, die einen gemütlich von der Wulai Station zur Waterfall Station bringen. 1,5 Kilometer durch den Wald, rauf auf den Berg – fast schon nostalgisch. Und oben? Ein tosender Wasserfall. Die Wanderwege in der Nähe bieten fantastische Ausblicke auf das grüne Tal.
Nächster Stopp: der Yehliu Geopark an der Nordküste. Ein Ort, an dem Mutter Natur offenbar ihre wilde Künstlerphase hatte. Überall skurrile Felsen: Pilze, Kerzen, Schuhe, Tiere... und natürlich der berühmteste von allen, der Queen’s Head. Die Ähnlichkeit mit Queen Elizabeth II ist so verblüffend, dass ich fast höflich „Your Majesty“ gesagt hätte. Leider nagt die Erosion am königlichen Hals – in ein paar Jahrzehnten ist die Lady vielleicht kopflos.
Ach ja, neben all den Naturwundern lag da übrigens auch ganz casual eine angespülte Bohrinsel im Wasser. Einfach so. Taiwan trumpft immer wieder mit Überraschungen auf.
Und dann war da noch mein Ausflug zur Taroko-Schlucht. Schon der Name klingt dramatisch – und das wurde es auch. Seit einem Erdbeben im April 2024 ist die Schlucht zum Teil gesperrt, aber einige Wege wurden inzwischen wieder geöffnet. Meine Chance für einen Besuch. Die steilen Marmorschluchten, die türkisfarbenen Flüsse – atemberaubend! Doch dann bebte plötzlich wieder die Erde. Ein echtes Erdbeben – mein erstes! Während ich hektisch um mich schaute, blieben die Einheimischen ganz entspannt. Kaum eine Augenbraue zuckte. Für mich war’s ein Abenteuer, für sie offenbar Dienstag.
Fazit: Taiwan – ein Land, das einem viel bietet, nur keine Langeweile.
Ob heiße Flussbadewanne, königlicher Fels oder spontanes Naturdrama – diese Insel ist Abwechslung pur. Und ich bin mir ziemlich sicher: Wenn ich das nächste Mal komme, bringe ich meine eigene Schaufel mit. Denn irgendwann wird sie kommen, meine eigene Kuhle in Wulai. Und dann bade ich – mit Stil.
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