Indien – ja, nein, doch, vielleicht?!

Der Sikhtempel – Gurudwara Bangla Sahib

Geoplanerin Saskia unterwegs in Indien

Verfasst von Saskia Emshoff am 08.09.2020

Indien – ja oder nein? Lange fragte ich mich dies und entschied mich im vergangenen Jahr dazu, mir ein eigenes Bild über dieses Land zu machen, von dem doch so viele Geschichten erzählt werden. 

Mein Abenteuer begann bereits mit meinem Abflug in Frankfurt. Vorbei an einem Yoga Raum im Terminal, erlebte ich einen bunten Mix verschiedener Kulturen beim Boarding und begab mich mit bunten Turbanen, Saris, Geschäftsleuten und einigen wenigen Touristen in den A380 auf den Weg in die 22 Millionen Stadt Neu Delhi.

Nach erfolgreicher Ankunft und einer eher kurzen Nacht begann meine Entdeckungsreise am Frühstücksbuffet. Neben dem typischen interkontinentalen Frühstück wie Orangensaft, Eiern mit Speck, Toast und Marmeladen gab es Kichererbsen-Currys, eine Art weiße Reisfladen, die sich „Idlys“ nennen mit verschiedenen Chutneys sowie verschiedene Arten an herzhaften Crêpes, hier auch „Dosas“ genannt. Vorsichtig entschied ich mich zunächst für etwas Obst.

Die Rundreise begann mit privatem Fahrer und Guide in der Altstadt von Delhi. Nach einer aufregenden Rikschafahrt durch die trubeligen Gassen erinnere ich mich gerne an das erste Highlight meiner Reise, den Sikh Tempel „Gurudwara Bangla Sahib“. Dieser liegt inmitten des Zentrums und ist mit seinem weißen Marmor, goldenen Kuppeln und mittiger Wasserstelle ein wirklicher Prachtbau. Herzlichst wurden wir empfangen und durch die Anlage geführt. Durch die leise Musik fühlte ich direkt eine friedliche, spirituelle Stimmung. Besonders beeindruckt war ich von der riesigen Küche, in der täglich kostenlose Speisen für Tausende von Gästen zubereitet werden. Umgeben von riesigen Kesseln, in denen Currys köchelten, wurde mir sitzend erklärt, wie man am besten ein Naan Brot backt, während draußen unzählige Menschen in bunter Kleidung auf ihr Abendessen warteten. Eindrucksvoll ist, dass dieser Gemeinschaftsservice ehrenamtlich geführt wird und jeder, egal mit welcher Religion oder mit welchem Hintergrund, kann sich dort Essen holen.

Am nächsten Tag führte mich meine Reise weiter nach Agra zum berühmten Taj Mahal. Die Autofahrt raus aus der Stadt über Indiens Landstraßen empfand ich als äußerst spannend. Ich konnte nicht aufhören, aus dem Fenster zu schauen. Wenngleich ich auch froh war, diese Reise komplett mit eigenem Fahrer vorab organisiert zu haben. So konnte ich mich ganz entspannt zurücklehnen und mir den „Zirkus“ aus bunt geschmückten Lastern, Tieren, Motorrädern mit Frauen in bunten Saris und sehr, sehr viel mehr beobachten.

Dann stand es vor mir. Das Taj Mahal war für viele schon immer ein Sehnsuchtsort: Es ist wirklich so schön, wie man es sich vorstellt. Der wunderschöne Sonnenuntergang machte meinen Besuch nahe zu perfekt. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich an diesem Abend ein fantastisches indisches Abendessen hatte, so dass ich mich dazu entschied, im weiteren Verlauf der Reise einfach möglichst viel auszuprobieren.

Am nächsten Tag führte mich meine Reise Richtung Süden in die alte Maharadschastadt Jaipur. Bei meiner Ankunft wurde ich herzlichst von einem edlen Mann im Gewand und Turban empfangen, der mich durch die liebevoll eingerichtete Unterkunft führte. Zunächst dachte ich, ich bin in einer Art „Show“, aber als mir später im Innenhof bei einem Gin Tonic der „Baron“ seine Familie vorstellte, wurde mir klar: dies hier ist keine Show. Das ist sein Stil und ich bin in einem „Haveli“ (Königshaus). Als ich auf mein Zimmer verschwand, wurde mir noch als Gute Nacht Lektüre „Die Memoiren der Maharani von Jaipur“ gereicht, damit ich mich weiter in die Zeit und das Leben einer Prinzessin einfinden konnte. Offen gestanden, schaffte ich ganze zweieinhalb Seiten, bevor mich die Müdigkeit übermannte.

Am Morgen danach wurde ich mit einem Türklopfen geweckt: „Wake up coffee, if you like madame“, „I like“ – ich mochte den speziellen Service des Hauses. Für die heutige Tour durch die Stadt gab mir der Hausherr noch ein Tuch mit und riet mir, es aufgrund der Hitze als Kopfbedeckung zu tragen. Draußen bemerkte ich dann schnell, dass ich auffiel, denn das Tuch war eines, welches die damaligen Königsdamen trugen.

Auf dem Weg zum Palast der Winde und dem berühmtem Amber Fort wurde ich öfter aufgrund meines Kopfschmuckes von Menschen angelächelt oder mir wurde zugewunken. Es war irgendwie ganz amüsant und ich ließ mich einfach darauf ein. Angekommen an der unfassbaren Festung des Amber Forts, hatte ich das Gefühl wirklich in die Zeit des alten Jaipurs eintauchen zu können. Das hellscheinende Sonnenlicht, die bunt bemalten Elefanten und die Aufmerksamkeit der Menschen ließen mich wie in einem Märchen fühlen. Ich finde noch heute, dass dies ein wirklich besonderes Reiseerlebnis war an diesem Tag, welcher am Abend damit endete, ganz traditionell einen Drachen auf dem Dach meiner Unterkunft steigen zu lassen.

Per Inlandsflug ging meine Reise am nächsten Tag weiter in den Süden Indiens, nach Kerala. Hier wollte ich Yoga machen. Auf der Fahrt zu meinem Yoga Retreat bemerkte ich, dass der Süden sehr unterschiedlich zum Norden Indiens ist. Es war tropisch, die Straßen sehr viel besser ausgebaut und weniger trubelig. In Kerala genoss ich fortan für eine Woche allerbestes Yoga.

Um sechs Uhr morgens stand ich bereits auf meiner Matte. Das „Shala“ (Yoga Raum) bot einen Blick auf ein weites Feld, in dem am Morgen zwei Damen weit entfernt Zutaten für unsere Mahlzeiten ernteten. Die verschiedenen Geräusche der Natur, die Gebetsklänge eines entfernten Tempels und die wirklich sehr guten Lehrer machten die Yogaerfahrung in Indien zu einem einmaligen, magischen Erlebnis. Nach einer Woche Yoga, Meditation und Massage entschied ich, meine Reise weiter fortzuführen an die Küste zum nahegelegenen Marari Beach.

Hier erwarteten mich endloser Strand, unzählige Palmen, sehr freundliche Mitarbeiter, mit Palmenblättern bedeckte Bungalows und schöne Zimmer mit Außenbad - was will man mehr?! Ich war in einem kleinen Paradies. Besonders gefallen hat mir, dass das Hotel Marari Beach sehr auf Nachhaltigkeit setzt. So wurde zum Beispiel auf Plastik verzichtet und das verbrauchte Wasser recycelt und wieder für die Gartenanlage wiederverwendet. An einem Abend fand ein Kochkurs statt, bei dem gezeigt wurde, wie die südindische Küche traditionell zubereitet wird. Anders als die nordindische Küche besteht diese hauptsächlich aus vegetarischen Speisen. Die Zubereitung der Gerichte geschah in einer wunderschönen Außenküche, die Zutaten dazu gab es aus dem Garten, die ich dort eigens zuvor pflückte. Stilecht auf Bananenblättern wurden die verschiedenen Currys dann serviert.

Mein Rückflug nach Deutschland ging von Mumbai, der Metropole an der Küste. Also auf nach Mumbai. Ich war gespannt auf die Stadt, welche bekannt ist für Filme wie Slumdog Millionär und andere Bollywood Filme, aber auch für Chaos, Trubel und Armut.

Mit einem unglaublich netten Fahrer erkundigte ich am Sonntag die Stadt. Es ging vorbei an der größten Wäscherei Indiens „Dhubi Ghat“ (hier findet noch wirkliche Handarbeit statt), dem imposanten Bahnhof, Mahatma Ghandis Haus, dem Gate of India an der Küste und an die lange Strandpromenade. Auch Mumbai hat seinen speziellen Charme und ich wollte noch mehr von der Stadt kennen lernen, also entschied ich mich, den letzten halben Tag noch einmal in die Stadt zu fahren und das zuvor gebuchte Badehotel sein zu lassen, bevor mein Flug zurück nach Deutschland ging.

An diesem Tag nahm ich die Stadt ganz anders wahr. Es war sehr heiß und der Verkehr hatte sich mindestens verdoppelt zum Vortag. Denn es war Montag und der Berufsverkehr staute sich. Es war extrem laut von den ganzen hupenden Autos, die sich nicht bewegten. Ich wusste absolut nicht, wohin mit mir, sodass ich in eines der alten Kinos flüchtete, um einen indischen Bollywood Film zu schauen. Am Ende des Tages ging ich auf einen Basar und konnte dort das ein oder andere Souvenir kaufen. Es war auf den Straßen kaum auszuhalten, die Luft war drückend und für mich war klar: “Ab zum Flughafen!“

Zusammenfassend zu Indien:
Tatsächlich ist eine Reise durch Indien schwierig zu beschreiben, denn es sind eher verschiedene Gefühle/Situationen, die einen berühren und meiner Meinung nach eine Reise durch Indien so besonders machen.
Neben den ganzen wundervollen Situationen, die ich erlebt habe, gab es selbstverständlich auch Dinge, die nicht so schön waren, wie beispielsweise die gesellschaftlichen Hierarchien, die Armut oder das Müllentsorgungsproblem (etc.). ABER das ist, weshalb diese Reise zu einer meiner absoluten Lieblingsreisen zählt, Indien ist „augenöffnend“, gnadenlos ehrlich und dabei schön und herzlich.

Für alle, die interessiert an Kultur, Essen und Leben sind und gerne reisen, empfehle ich wärmstens eine gut organisierte Reise durch dieses spannende Land. Jeder, der aus Indien wieder kommt, ist um Tausend Erfahrungen reicher und kennt sich ein ganzes Stückchen besser aus auf dieser Welt.

Ich möchte nochmal nach Indien reisen, ganz sicher, und habe gleichzeitig wieder Respekt davor, wie sich wohl die zweite Reise anfühlen wird.

 

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