Verstecktes Kyushu – Feuer, Wasser & Feuerwasser

Geoplaner Jan und Fritz, Drum Tao-Bühne

Geoplaner Jan und Geoplaner Fritz auf Reisen durch die geheimnisvollen Orte von Kyushu

Verfasst von Jan Flörecke am 13.03.2024

Fritz und Ich sind schon lange enge Freunde. Im Japanologie-Studium lernten wir uns kennen und waren direkt auf einer Wellenlänge, was unsere Begeisterung für das Land der aufgehenden Sonne angeht. In November 2023 war es dann endlich so weit und wir begaben uns gemeinsam auf eine Inspektionstour auf Pfaden abseits der üblichen Touristenrouten.

Wir landeten nach ca. 20 Stunden in Fukuoka auf der südlichen Hauptinsel Kyushu und nachdem wir im Hotel eingecheckt hatten, machten wir uns auf und liefen die berühmte Kanalstraße in Fukuoka entlang. Wir waren direkt überrascht, als uns auf Deutsch das Wort „Weihnachtsmarkt Fukuoka“ auf einem Neonschild anlächelte. Wir erlebten somit ein Stück Heimat auf der anderen Seite der Weltkugel. Nachdem wir diesen durchquert hatten, machten wir uns auf zu den Yatai Straßenständen, für die Fukuoka berühmt ist. Hier treffen sich die Einwohner unter einem schnell aufgebauten Stand, welcher japanisches Fast Food wie Udon oder Soba verkauft. Auch der dampfend-süßliche Geruch des Yakitori (Hühnerspieße) durchdrang unsere Nasen und so aßen wir und schleppten uns mit vollem Magen in den Hotelpool unserer Unterkunft, direkt am Bahnhof gelegen.

Am nächsten Morgen trafen wir unsere wunderbare Reiseleiterin Yumiko-san für Kyushu in der Nähe des Dazaifu Tenman Schreins, welcher zu den wichtigsten Schreinen Kyushus gehört. Zwar wird dieser derzeit renoviert, aber der temporäre Ersatzschrein beeindruckte mich wahrlich. Das Dach hatte eine ellipsenförmige Struktur und einen "schwebenden Wald" auf sich. Hier wuchsen Rhododendron, Kirschblüten und Ahornbäume auf dem Dach des Schreins. Passend für den Naturschrein Kyushus. Wir erkundeten noch etwas das umliegende Gebiet, in der eine Vielzahl an wunderschönen Tempelanlagen zu finden sind und machten uns mit unserer Reiseleiterinn und unserem japanisch sprechenden Fahrer auf zu unserem ersten großen Halt: Hita.

Diese verträumte Kleinstadt ist nicht nur Geburtsort des berühmten Mangakas Hajime Iseyama-sensei (Attack on Titan), sondern auch für die hervorragende Qualität des Mineralwassern bekannt, welche die Stadt produziert und sich somit im Trinkwasser, Sake und in den Onsen-Thermalquellen wiederfinden lässt. Auch das traditionelle Kaufmannsviertel Mameda mit seinen verträumten Gassen präsentierte sich zwar ähnlich wie die berühmten Viertel Kyotos, jedoch hatte Mameda seinen ganz eigenen Charme und von Touristen fehlte hier weit und breit die Spur. Wir besichtigten ebenfalls ein mit dem Michelin-Stern ausgezeichnetes Hotel namens Umehibiki, welches einen Onsen direkt an einer Klippe besitzt. Für Kunsthandwerksliebhaber besichtigten wir ebenfalls das etwa 30 Minuten entfernte Töpferdorf Onta, dessen Waren namens „Onta-yaki“ in Tokyo zu horrenden Summen verkauft werden. Da wir jedoch hier nun direkt an der Quelle waren, konnten wir uns einige einmalige Kunstgegenstände für einen schmalen Taler sichern. Wir kehrten in unser Hotel direkt am Mikuma-Fluss ein und lernten den wohl nettesten Hotelbesitzer Japans kennen. Dieser lud uns auch noch zu einem versteckten Whisky-Museum ein, welches von einem seiner Freunde betrieben wurde und rundete diesen Abend magisch ab.

Zum Morgengrauen des nächsten Tages machte ich mich noch auf zum Hinokuma Schrein und wurde mit einem wunderschön rot-gefärbtem Ahorn belobt. Nach dem fantastischen klassischen Frühstück reisten wir zu dem versteckten Örtchen Amagase Onsen. Dieser Ort gilt als einer der Top 3 Onsen Orte in der Region Bungo. Wir entdeckten die Unterkünfte vor Ort und unternahmen eine kleine Fahrradtour entlang des Flusses. Dort erzählte uns Yumiko-san von der Jahrhundertflut, welche das Dorf am Fluss komplett verwüstete und wie die Bewohner es schafften, diesen Ort wieder wohnbar zu gestalten. Fritz und ich erblickten einen öffentlichen Onsen, wo man gegen 100 Yen Gebühr seine müden Knochen ausruhen kann. Selbstverständlich ließen wir uns diese Chance nicht entgehen und sprangen in die Thermalquelle und genießten das Rauschen des Flusses. Nachdem wir Amagase Onsen besichtigt hatten, fuhren wir zu einem Tofu-Laden und obwohl ich nicht der größte Freund des Bohnenquarks bin, muss ich sagen, dass es eines der besten Tofu war, welches ich jemals verköstigen durfte.

Wir fuhren vorbei am Dorf Waita Onsen, welcher aufgrund des schwefligen Geruches erst einmal Unbehagen auslöste, dies aber durch eine wunderbare Gastfreundschaft schnell wieder gut machte. Hier kann man ebenfalls wie in der bekannten Stadt Beppu die „Höllen-gedampfte Küche“ ausprobieren. Bei dieser Art der Zubereitung werden Zutaten auf Gittern, die sich über dem aufsteigenden Dampf der Thermalquellen befinden, platziert und für einige Zeit durchgegart.

Wir machten einen Zwischenstopp bei einem Buchsbaumkünstler, kauften uns ein paar Orangen und fuhren zur wohl besten Bühne der Welt, der Drum Tao Open Air Bühne. Hier finden an einigen Tagen im Jahr wunderschöne Aufführungen der berühmten Trommlermusikgruppe statt. Wir besuchten ebenfalls noch ein Weinanbaugebiet und einen Blumenpark und machten uns dann auf in unser Hotel für die Nacht. Da es nicht die Hauptsaison für Kyushu war und vieles der Flora bereits verwelkt war, war in diesem großen Hotel außer uns nur noch eine andere Gastgruppe. Dies bemerkten wir spätestens beim Frühstück, als in der großen Frühstückshalle nur zwei Tische platziert waren. Trotz dessen genossen wir einen hervorragenden Service der Bediensteten, welche uns ebenfalls persönlich eingravierte Essstäbchen bereitstellte.

Beim letzten Tag mit unserer Begleitung fuhren wir in das Herz des Aso Gebirges. Unser erster Zwischenstopp war der Kamishikimi Kumanoza Schrein, welcher inmitten eines wunderschönen Waldes mit einer unglaublichen Stille lockt. Kurz danach probierten wir zum ersten Mal ein Irori aus. Bei dieser Art des Restaurants wird das Essen auf Spießen um heiße Holzkohlebriketts in den Boden gesteckt und man wendet sein Essen selbst. Der Fisch, den wir zubereiteten, hatte 2 Minuten zuvor noch in der hauseigenen Zucht schwimmen dürfen, ehe er in unseren Bäuchen verschwand. Obwohl der Fisch nur gesalzen war, machte sich ein unglaubliches Gefühl im Mund breit, welches ich so noch nie erlebt habe.

Mit vollem Magen ging es dann zur Shirakawa Quelle. Dieses Wasserschutzgebiet prahlt vor allem mit seinen heilenden Wirkungen und es schmeckte auch außerordentlich frisch. Das Besondere hier ist, das man den Ursprung der sprudelnden Quelle mit einem geschulten Auge ebenfalls entdecken kann. Nach dem großen Kumamoto Erdbeben von 2016 war diese Quelle für die Anwohner der Präfektur Kumamoto ein Segen, da ihr Trinkwasser aus den Leitungen ausblieb. Hier verabschiedeten wir uns auch von Yumiko-san und fuhren mit unserem Fahrer zum Nakadate Krater, dessen Caldera zu eine der größten der Welt zählt. Besonders beeindruckend ist ebenfalls die türkisblaue Färbung des dampfenden Schwefels.

Nachdem wir herausgefunden hatten, dass unser Taxifahrer die gleiche japanische Musik wie wir mag und eine wunderschöne Gesangstimme hatte, sangen wir bei unserer Fahrt zur Aso Station noch ein paar schöne japanische Lieder aus den 1980er Jahren und beendeten unsere Reise in Kyushu mit einer Fahrt in die Stadt Kumamoto.

 

Jan Flörecke und Fritz Hinze waren in Kyushu unterwegs.

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